Kayunga

Der Distrikt Kayunga erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung vom Lake Kyoga im Norden bis etwa 20km südlich der Stadt Kayunga. Die Stadt ist ca. 76 km von der Hauptstadt Kampala entfernt.

Von Kayunga kann man in ca. zwei Stunden Kampala und in einer Stunde die Industriestadt Jinja erreichen. Kayunga liegt nahe zum Nil und dem Lake Kyoga, der allerdings in der Nähe von Kayunga aus Sumpf besteht. Der nahe gelegene Lake Victoria und die ca. 1.000 m hohe Lage machen das Klima in Kayunga trotz hoher Temperaturen angenehm.

 

Stadt und Menschen

Die Entwicklung Kayungas beruht auf 3 Säulen:

  • der Kaffee-, Baumwoll- und Maisverarbeitung in der Region
  • der Tierfutterherstellung
  • den Verwaltungsbüros in Kayunga

Kayunga besteht überwiegend aus Streusiedlungen, sogenannten Kibanjas, und aus einem Stadtkern. Die Stadt umfasst 25 qkm und hat rund 45.300 Einwohner (Stand Frühjahr 2021). 

Einmal in der Woche ist Markt in Kayunga, ansonsten kann man in zahlreichen Geschäften und auf dem Zentralmarkt Dinge des täglichen Bedarfs kaufen. Manches bekommt man allerdings nur in Mukono, der Zentralstadt des Nachbardistrikts,
oder gar erst in Kampala.

 

In Uganda gibt es 30 verschiedene Ethnien, darunter allein 17 aus dem Volk der Baganda. In Kayunga leben verschiedene Völker zusammen, wobei das Volk der Baganda den größten Teil ausmacht. Weiterhin finden sich Menschen aus den Völkern Busoga, Teso, Samia und Buryoro.

Die Verkehrssprache ist Luganda, Amtssprache ist Englisch. Da während der Regierungszeiten von Idi Amin (1971 – 1979) und Milton Obote (1966 – 1971 und 1979 – 1985) und wegen des Bürgerkriegs, der örtlich begrenzt bis ins 21. Jhd. andauerte, viele Kinder nicht zur Schule gegangen sind, findet man bis heute nicht wenige Menschen, die kein Englisch verstehen und nicht schreiben können.

 

Verwaltung

Kayunga wurde im Jahr 1978 zur Stadt erhoben und erhielt 1989 einen Stadtrat. Kayunga steht auf Land, das überwiegend im Besitz von Privatpersonen ist, und nur zu einem kleinen Teil auf öffentlichem Land.

Der Stadtrat wird vom Volk alle 4 Jahre gewählt. Dem Stadtrat sitzt der Mayor (Bürgermeister) vor. Die Leitung des Verwaltungsteams des Stadtrates hat der Town Clerk, ein Regierungsbeamter. Er wird in sein Amt eingesetzt und arbeitet mit dem Stadtrat zusammen. Er berät den Stadtrat hinsichtlich der rechtlichen Sachlage, stellt sicher, dass die Beschlüsse mit der Regierungspolitik übereinstimmen und ist für die Stadtentwicklung verantwortlich.

Das Verwaltungsteam ist verantwortlich für Planung, Verwaltung, Entwicklungen, NGOs und Schulen. Der Haushalt umfasst Infrastruktur, Schulen und laufende Programme.

 

Religion

Etwa je ein Drittel der Bevölkerung bekennt sich zur evangelischen und katholischen Kirche sowie zum Islam.

Die Gottesdienste sind sehr gut besucht, ein Indiz für den tief verwurzelten Glauben vieler Ugander. Die Kirchengemeinden zeigen soziales Engagement im Bereich der Schulen und des Gesundheitswesens. 

 

Wirtschaft

Industrie findet man in Kayunga fast gar nicht, lediglich einige kleine Tischlereien, eine Kaffeefabrik, kleine Bäckereien und einen Betrieb zur Herstellung von Tierfutter.

Die Menschen in Kayunga haben nur selten feste geregelte Arbeit. Viele Menschen müssen in mehreren Jobs arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Hauptwirtschaftszweige sind:

  • Landwirtschaft (Kaffee, Mais, Bohnen)
  • Kleinbetriebe zur Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte
  • Viehzucht (Kühe, Ziegen, Schweine)
  • Familienbetriebe mit Geflügelzucht
  • Handel und Handwerk

Die meisten Menschen in Kayunga leben von der Subsistenzlandwirtschaft, also von der Eigenversorgung der Familie mit den notwendigen Lebensmitteln. Zwar haben die Menschen auch eine Arbeit, der sie nachgehen, jedoch reicht der Verdienst meist nicht aus. Es sind oft die Frauen, die die Felder bearbeiten und Nahrung anbauen. Zu den wichtigsten angebauten Pflanzen zählen:

  • Maniok
  • Kasava
  • Kochbananen (Matoke)
  • Mais
  • Bohnen
  • Süßkartoffeln
  • Früchte (z.B. Ananas, Mango, Melonen, Orangen)

 

Infrastruktur

Der Distrikt und die Stadt Kayunga sind kontinuierlich bestrebt, die Infrastruktur in allen Bereichen auszubauen. Die wichtigsten Aufgaben sind dabei die Wasser- und Stromversorgung sowie der Ausbau der Straßen. Im Vordergrund steht das Bestreben, die lokale Wirtschaft zu stärken und natürlich die Lebensbedingungen der Einwohner zu verbessern.

Die Wasserversorgung wird seit einiger Zeit von einem Wasserwerk übernommen, das das Sumpfwasser filtert und durch ein immer weiter ausgebautes Leitungsnetz Wasser in fast Trinkwasserqualität nach Kayunga fördert. Gerne wird aber auch
Regenwasser aufgefangen und genutzt, da durch die schlechte Stromzufuhr die Pumpen nicht immer ausreichend arbeiten. In Kayunga gibt es zudem zahlreiche Bohrlöcher, die häufig noch mit Handpumpen versehen sind. Einige der Bohrlöcher sind öffentlich, andere werden von Privatpersonen betrieben.

Die Bohrlöcher sind oft von Verschmutzung durch Latrinen betroffen, da es noch keine öffentliche Kanalisation gibt. Auch an diesem Bereich wird gearbeitet, genauso wie an der zunehmenden Müllproblematik.

Es kommt noch immer zu Stromausfällen in der Stadt, da die Versorgung der Kraftwerke oft nicht ausreicht. Weiter vom Zentrum entfernt fehlt Strom wegen nicht vorhandener Leitungen. 

Im Bereich der Kommunikation hat Kayunga wie viele andere Teile Afrikas den Schritt des Festnetzes übersprungen. Der Aufwand, die maroden Telefonleitungen zu sanieren und auszubauen, hat sich durch die Verbreitung von Mobiltelefonen erübrigt. Die Netze werden von Privatfirmen kontinuierlich ausgebaut. Dadurch gibt es auch einen immer besser werdenden drahtlosen Internetzugang.

Auch das Transportwesen wird durch den Ausbau der Straßen immer weiter verbessert. Die Zahl der Privatfahrzeuge nimmt beständig zu. Die Mehrheit der Bevölkerung benutzt aber für weitere Strecken die privatbetriebenen Sammeltaxis, die Matatus. Sie fahren immer, wenn das Taxi gut besetzt ist, also zu unregelmäßigen Zeiten. Für längere Strecken kann man auch Überlandbusse nehmen. Für den innerörtlichen Verkehr werden Boda-Boda’s eingesetzt, das sind Fahrräder oder Motorräder mit einem gepolsterten Gepäckträger, die oft von Jugendlichen gefahren werden.

 

Gesundheitswesen

In Kayunga gibt es ein Krankenhaus, das in den letzten Jahren größtenteils neu aufgebaut wurde und am 1. Juli 2021 zu einem „Regional Referral Hospital“ ernannt wurde. Dazu gibt es zwei von der Stadtverwaltung betriebene Gesundheitszentren sowie einige private Kliniken. Auch haben sich viele Ärzte in verschiedenen Bereichen in Kayunga niedergelassen. So ist die
grundsätzliche Versorgung im Stadtzentrum recht gut, weiter vom Zentrum entfernt wird die Lage allerdings schlechter.

Das Krankenhaus wird jedes Jahr von mehr als 70.000 Patienten aufgesucht. Trotz des oft knappen Medikamentenangebots sind die Heilungserfolge gut.

Die Gesundheitsbehörde ist sehr aktiv im Bereich der Gesundheitsvorsorge und natürlich bei der Aufklärung um Aids und Malaria. Gegen Malaria und Infektionskrankheiten kann man vorbeugen. Zu Hause erkranken die Menschen aber oft
wieder, z.B. weil sie sich nicht gegen Moskitos schützen können. Deshalb werden viele Informationskampagnen zur Aufklärung durchgeführt und Moskitonetze verteilt.

Ein Problem ist der Krankentransport. Viele Leute wohnen über 100 km entfernt und haben keine Möglichkeit, selbst ins Krankenhaus zu kommen.

Es gibt oft nicht genügend Pflegepersonal. Oft wird eine Krankenstation mit 30 Patienten von nur 3 Krankenschwestern versorgt. Es gibt in Uganda keine staatlich organisierte Krankenversicherung. Daher müssen die Angehörigen der Kranken bei der Pflege und Versorgung mithelfen. Sie halten sich oft vor dem Krankenhausgelände in einfachen Hütten auf.

Es gibt noch jede Menge Naturheiler/Innen. Viele Naturheiler/Innen sind sehr erfahren und setzen Naturheilmittel, besonders Kräuter ein. Probleme bereitet jedoch eine Gruppe von Medizinmännern und -frauen, die spirituelle Methoden z.B. gegen Aids verwenden.

 

Bildung

Wie oft in Afrika ist auch in Uganda Bildung = Business. Zwar ist der Besuch der Grundschule in Uganda für die ersten vier Kinder einer Familie frei, für alle weiteren muss jedoch gezahlt werden. Da es häufig Ganztagesschulen sind, müssen aber auch für die ersten vier Kinder Unterkunft und Schuluniformen bezahlt werden. Das ugandische Bildungssystem lehnt sich an das britische an.

Es gibt staatliche Schulen, aber meist werden die Schulen privat durch z.B. Kirchengemeinden oder andere Organisationen betrieben. Die staatlich festgesetzten Lehrergehälter sind gering, und so wandern viel gut ausgebildete Lehrkräfte an Schulen ab, die bessere Gehälter versprechen.

Insbesondere für Ärmere, wie z.B. Aidswaisen ist eine Schulausbildung oder gar eine Berufsausbildung schwer bis gar nicht zu leisten. 

In Kayunga selbst gibt es zahlreiche Kindergärten, Vorschulen und Grundschulen sowie einige weiterführende Schulen und Berufsschulen, an denen man unterschiedlichste Qualifikationen erwerben kann. Von den vielen Schulen in Kayunga sollen hier zwei der größten etwas näher vorgestellt werden:

Die UMEA-Primary-School in Kayunga liegt ca. 2 km außerhalb der Stadt. UMEA bedeutet Uganda-Moslem-Education-Association. Wenn auch nicht ausschließlich Moslems hier lernen, ist die Erziehung doch islamisch. Die mehr als 800 Schüler
haben einen 8-Stunden Tag. Da viele Schüler von weit her kommen, ist der Ganztagesschule – wie den meisten in Uganda – auch ein Internat angegliedert.

Die Kosten tragen die Eltern. Wenn sie ihren Teil bezahlt haben, unterstützt sie auch der Staat mit einem kleinen Anteil. Viele Familien können das Schulgeld nicht aufbringen. Oft werden bereits begonnene Ausbildungen wieder abgebrochen. Während der Trockenzeit, in der die Eltern nichts ernten und folglich auch nichts verkaufen können, fehlt vielen das Geld, um die Schulkosten zu bezahlen. Nur ca. 10% aller Schüler erreichen den Abschluss. Solange die Schulen Geld kosten, wird es auch keine Schulpflicht geben. In der Erntezeit kommen die Schüler nicht immer regelmäßig, da sie dann ihren Familien helfen müssen.

Der Unterricht umfasst im Wesentlichen die Fächer Englisch, Mathematik, Soziallehre und die Landessprache Luganda. Pro Klasse werden bis zu 50 Schüler unterrichtet. Die 4 Jahre dauernde UMEA-Grundschule wird von Schülern im Alter von 4-16 Jahren besucht. Sie kommen aus Entfernungen bis zu 15 km. Schulbusse oder Ähnliches gibt es nicht. Nur wenige Kinder haben Fahrräder.

Die Secondary-School in Ndeeba, ca. 5 km von Kayunga entfernt, ist eine christlich orientierte Schule der ‚Church of Uganda‘. Hier lernen ca. 400 Schüler bis zu 5 Stunden täglich. Es gibt in den Klassen keine einheitliche Altersstruktur, da es keine Schulpflicht und somit auch kein geregeltes Eintrittsalter gibt. Die Schüler sind sehr an dem Unterricht interessiert, denn ohne Ausbildung ist es schwer, Arbeit zu bekommen. Die ugandischen Schulen vermitteln jedoch überwiegend rein akademisches Wissen. Dieses im Jahre 1962 von den Briten übernommene Bildungssystem hilft den Schülern, wenn sie auf weiterbildende Schulen gehen. Diejenigen aber, die zur Universität nach Kampala oder ins Ausland gehen, sind für Kayunga verloren. Nach ihrem Studium leben sie in den großen Städten Ugandas oder bleiben im Ausland.

Allen Schülern fehlt eine praxisgerechte Ausbildung. Zwischen dem erlernten Schulwissen und den zur Ausübung eines Berufes notwendigen Kenntnissen klafft eine große Lücke. Eine Berufsausbildung, wie wir sie in Deutschland kennen, gibt es in Uganda nicht. Die Chancen, nach der normalen Schulausbildung einen Beruf oder einen bezahlbaren Studienplatz zu erhalten, sind sehr gering.